Institut für Musikwissenschaft
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Gastvortrag von Prof. Dr. Bryan Gilliam am 25.4.

Gastvortrag von Prof. Dr. Bryan Gilliam: "Richard Strauss und der sexuelle Körper: Die Erotik von Humor, Philosophie und Ich-Behauptung"

25.04.2024

m_2023_11_strauss_liederabend

Das Institut für Musikwissenschaft lädt herzlich zum nächsten Gastvortrag von Prof. Dr. Bryan Gilliam ein.

Datum: Donnerstag, 25. April 2024, 19 Uhr c.t.,

Ort: Hörsaal B 206 LMU

 

Bryan Gilliam ist schon seit vielen Jahrzehnten der international profilierteste und fruchtbarste Spezialist für Leben und Werk von Richard Strauss, als Autor und Herausgeber zahlreicher Monographien, Sammelbänden udn Einzelstudien zu Richard Strauss und seinem Kontext. Bis 2023 lehrte er in den USA an der Duke University. Unserem Institut und ist er schon seit langem freundschaftlich verbunden. Bryan Gilliam erläutert das Thema seines Gastvortrags, das in Verbindung mit einem neuen Buchprojekt steht, wie folgt:

"In seiner Studie Musikdrama der Gegenwart (1909) bemerkte Paul Bekker, dass sich in Strauss' Werk „Hauptlinien zeigen, eine philosophische, eine humoristische und eine erotische.“ Diese Hauptlinien hatten sich in Strauss' künstlerischer Persönlichkeit über zwei Jahrzehnte entwickelt. In Don Juan sind das Erotische und das Humoristische natürlich untrennbar. Das Philosophische war zwar bereits latent vorhanden, aber noch nicht zu einem Eckpunkt dieses Dreiecks geworden. Was folgte, war eine Periode intensiver Lektüre, Diskussionen und Selbsterforschung, deren Früchte schließlich Guntram und der zweite Zyklus von Tongedichten (Till Eulenspiegel, Also sprach Zarathustra, Don Quixote und Ein Heldenleben) waren.

Diese drei Elemente findet man im Werk von Richard Strauss beispielsweise in der spielerischen Erotik des Rosenkavaliers, im Humor von Intermezzo oder in der philosophischen Ausrichtung von Stücken wie Deutsche Motette und Metamorphosen. Aber erst in der Musik der 1890er Jahre und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren diese "Hauptlinien" strategisch miteinander verwoben. Jede nährte die andere und bildete dabei den kreativen Funken, der Strauss Werke wie Feuersnot (1901) und Salome (1905) komponieren ließ: Ersteres ist wenig bekannt und Letzteres oft missverstanden. Diese dreieckige Verstrickung hatte ein bestimmtes Ziel, nämlich den Wunsch, Schopenhauers Konzept der Verneinung des Willens abzulehnen. Mein Vortrag untersucht diese Dreiecksbeziehung, die bei Feuersnot und Salome so deutlich zum Ausdruck kommt, als Strauss Schopenhauer und die Metaphysik Wagners ablehnte und Nietzsche so annahm, wie er ihn verstand."